INTERVIEW – WAS IST BEIM TESTEN WICHTIG?

Michael Szep, zuständiger Senior Testmanager

Was macht eigentlich ein Testmanager? 

Ein Software-Testmanager muss dafür sorgen, dass sich das gesamte Projekt um die Qualität der Software kümmert. Er oder sie schult Tester und Entwickler und ist dafür verantwortlich, alle Testaufgaben im Projekt ganzheitlich zu betreuen, Methoden vorzugeben und Testinhalte mit der Projektleitung zu kommunizieren. 

Eingebunden werden sollte der Testmanager schon möglichst früh im Projekt, da das eigentliche Testen nicht erst während der Testphase beginnt.  

Ein Testmanager muss ein guter Kommunikator sein und braucht ein Händchen fürs Organisieren. Er behält die zu erledigenden Aufgaben und dazu benötigten Ressourcen im Blick, ist im Austausch mit Projektleitung und Entwicklern. 

Welche Aufgabe haben die Testerinnen und Tester? 

Die fachlichen Tester haben die Aufgabe, das System abzunehmen und alle Anwenderfunktionen zu prüfen. 

Je nach Größe des Projekts kann der Testmanager nicht alle Tester betreuen, deshalb gibt es dann Testkoordinatoren pro Team. Ihnen kommt ebenfalls eine wichtige Rolle zu, sie übernehmen u.a. stellvertretend für den TM die Aufgabenplanung im Team. 

Fehler in einer Software sind sicher jedem schon einmal begegnet. Um als Tester oder Testerin tätig zu werden, benötigt man keinen IT-Hintergrund. Es kommt auf eine systematische Herangehensweise an und Charaktereigenschaften wie Beharrlichkeit und Gründlichkeit, allem voran aber die Neugierde, etwas auszuprobieren.  

Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden, bevor man mit dem Testen starten kann? 

Gerade in Großprojekten wie der Einführung eines neuen SAP-Systems gibt es sehr viele Abhängigkeiten, man sollte also nicht einfach darauf lostesten. 

Zunächst gilt es zu definieren: Was möchte man testen? Testfälle müssen geschrieben werden. Die Personal- und Urlaubsplanung sollte die Phasen des Projekts berücksichtigen. Auch Abläufe müssen beschrieben werden, beispielsweise die Reihenfolge der Tests oder der Fehlerprozess. Auch im Testsystem müssen sowohl Testdaten wie auch Schnittstellen zu den Umsystemen vorhanden sein.

Was wird denn getestet? 

Es muss nicht nur definiert werden, welche Prozesse man testen möchte, sondern auch welche Testdaten getestet werden sollen, also die Frage beantwortet: Um was/welche Inhalte geht es überhaupt?  

Die Testfälle ergeben sich aus den Anforderungen an die Software, also den Funktionalitäten, wie sie im Fachkonzept oder Soll-Konzept definiert wurden.  

Die Fachtester haben die Aufgabe, die Testfälle aus dem Konzept abzuleiten und aufzuschreiben, wobei der Testmanager auf Basis seines Vorwissens sowohl methodisch wie auch inhaltlich unterstützt – es wird mit dieser Aufgabe also niemand allein gelassen. 

Wann ist das Testen abgeschlossen? 

Auch wenn man die Software nie zu 100% testen kann, versucht man, sich den 100% so weit wie möglich anzunähern. Es werden Testeingangs- und Testausgangskriterien festgelegt, beispielsweise eine Mindestqualität und Mindestanforderung, deren Erfüllung Bedingung für die Abnahme des Projektes ist. Am Ende ist wichtig, dass sich Fachbereiche, Projektleitung und Entwicklung darüber einig sind, dass die Qualität der Software einen erfolgreichen Go-Live zulässt. Nachdem das Projekt mehrere intensive und technische Testphasen durchlaufen hat, erfolgt in der Regel noch einmal ein letzter Abnahmetest durch die Fachbereiche. Nach erfolgreichem Abnahmetest ohne kritische Fehler im System kann der Produktivgang erfolgen. 

Was passiert, wenn Fehler gefunden werden? 

Einen Fehler zu finden, bedeutet beim Testen einer Software nichts Schlechtes – ganz im Gegenteil: Jeder Fehler, der im Test gefunden und behoben wird, taucht später nicht im produktiven System auf. 

Vorab muss ein Fehlerprozess definiert werden, der klare Rollen und Abläufe beschreibt; es ist auch festzulegen, in welcher Frequenz Fehlerkorrekturen auf dem Testsystem eingespielt werden und somit zum Retest bereitstehen. 

Wo können Fehler herkommen? 

Fehlerquellen in einem Softwareprojekt gibt es unzählige – von technischen Inkompatibilitäten, Missverständnissen während der Konzeptphase, Fehleingaben beim Programmieren bis hin zur Nicht-Verfügbarkeit eines Servers, auf dem die Software läuft.  

Wichtig ist: Es geht beim Testen nicht darum, herauszufinden, wer für einen Fehler verantwortlich ist – das spielt letztlich nämlich keine Rolle. Vielmehr wird gemeinsam die Qualität geprüft, Korrekturbedarfe sollen so früh wie möglich aufgezeigt werden. Denn je früher und genauer dem Entwickler das Problem gemeldet wird, desto besser die Chance, den Fehler zu korrigieren. 

Warum ist Testen überhaupt wichtig?
Eines vorweg: Testen ist nicht nur wichtig, sondern kann auch Spaß machen – wie etwa die Probefahrt mit einem neuen Auto. 

Tester oder Testerinnen tragen durch ihre Arbeit dazu bei, dass die neu entwickelten Funktionalitäten auch tatsächlich den gewünschten Nutzen für das Unternehmen, Kolleginnen und Kollegen bringen – es können also viele andere und nicht zuletzt sie selbst profitieren. Testen bedeutet nicht nur ein Abhaken von Testfällen, sondern es geht dabei darum, gemeinsam qualitativ hochwertige Software herzustellen bzw. auszuliefern. 

Die Fachbereiche haben es als Testende selbst in der Hand, wie gut die Software wird. Sie müssen mitdenken, erhalten aber beim Testen von End-to-End-Prozessen auch eine tolle Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen und Leute aus anderen Bereichen kennenzulernen. So ergibt sich eine neue Perspektive auf die Gesamtprozesse im Unternehmen und die bedeutsame Chance, diese Prozesse im Sinne der Unternehmensziele und eines effektiven und effizienten Zusammenwirkens zu verbessern – ein Qualitätsgewinn für den eigenen Arbeitsalltag. 

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